2010 bis 2017 im Bestand (Ausgangstiere original Importtiere aus Groß Britannien)
Herkunft und Verbreitung
Entstanden ist die Rasse in North Yorkshire im frühen 19. Jahrhundert. Berühmt hierbei war der Dishley Leicester Bock "Bluecap", der zusammen mit Mutterschafen einer längst ausgestorbenen langwolligen Rasse aus der Gegend des Flusses Tee, die ersten frühen Wensleydale Schafe hervor brachte. Entwickelt wurden die Wensleydale Longwools, um robuste kräftige Böcke zu bekommen, die man dann wieder nutzte, um sie in andere Rassen (vorzugsweise Gebirgsrassen) einzukreuzen. Deren Nachkomme waren Tiere mit glänzender wertvoller Wolle von außerordentlicher Qualität. Erwähnt wurde die Rasse erstmals 1876. 1890 kam es zur Gründung zweier konkurrierender Zuchtverbände, die 1920 miteinander verschmolzen.
Heute ist die Rasse in ganz Groß Britannien verbreitet, wenn auch nicht sehr zahlreich. Sie wird hier in der Roten Liste des "Rare Breed Survival Trust" geführt. Auch in Deutschland, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und den USA gibt es kleine Herden.
Bestand
Ich habe Anfragen bezüglich Bestandszahlen an den Britischen und Amerikanischen Zuchtverband gesendet. Laut des Amerikanischen Verbandes dürften reinrassige Tiere hier die Ausnahme sein und somit echte Raritäten, die meisten sind Kreuzungstiere. Laut der Auskunft des "Rare Breed Survival Trust" gibt es in Groß Britannien momentan um die 1400 Individuen (Stand 23.08.2010). In Deutschland sind mir bis jetzt vier Haltungen bekannt. Wir dürften aber kaum die 50 Tiere überschreiten. Aus den Niederlanden habe ich leider garkeine Daten. Da andere Länder für die Wensleydale-Zucht meines Wissens keine besonders große Rolle spielen, dürfte sich der Gesamtbestand schätzungsweise zwischen 1800 und 2000 Tieren einpegeln. In England ist der Bestand seit 2007 auch wieder rückläufig und die Herdengrößen nehmen leicht ab.
Kennzeichen
Das Wensleydale Longwool Schaf ist eine großrahmige langwollige Rasse mit gut ausgeprägter Bemuskelung. Es ist das schwerste einheimische Schaf Englands. Trotz ihres hohen Gewichts sind Wensleydales stets aufmerksam, wendig und fluchtbereit, bei sonst aber ruhigem Gemüt. Bei richtigem Umgang werden sie sogar recht zutraulich und zahm. Die Wolle hängt in feinen Locken lang herab und ist weiß oder braun/schwarz. Weiß ist hierbei dominant und braun/schwarz rezessiv. In England werden weiße und farbige Tiere in getrennten Zuchtbüchern geführt. Neben der einmaligen Wolle sind auch das blaue unbewollte Gesicht und Ohren typisch. Bei farbigen Exemplaren ist die blaue Farbe durch dunkles braun oder schwarz ersetzt. Beide Geschlechter sind hornlos.
Ausgewachsene Böcke erreichen ein Gewicht von bis zu 140 kg, Mutterschafe werden etwa 110-120 kg schwer.
Leistungen
Wensleydale Schafen sollte im Winter ein Offenstall zur Verfügung stehen. Was das hiesige Winterklima betrifft, sind sie nicht ganz so robust wie Walachen- oder Walliser Landschafe, was aber nicht heißen soll, dass sie anfällig oder gar besonders empfindlich sind. Deshalb ja Offenstall und nicht Stall! Die Rasse zeichnet sich durch eine saisonale Brunst aus. Zwillingsgeburten sind häufig und verlaufen in der Regel komplikationslos. Zwillingslämmer wiegen etwa 6 kg, Einlinge sind etwas schwerer.
Genutzt wird Fleisch und Wolle, die als begehrteste und wertvollste der Welt gilt. Der Wollertrag liegt bei 6-9 kg, bei einer Stapellänge von 20-30 cm und einer Feinheit von 33-35 Mikron. Wensleydale Böcke sind sehr begehrt zur Einkreuzung in Gebirgsschafrassen (besonders Scotish Blackface), um hier die Wollqualität zu verbessern. Die Erhöhung des Fleischertrages ist ein weiterer positiver Nebeneffekt.
Besonderheit
Im Gegensatz zu anderen Schafrassen haben Wensleydale Longwool Schafe einen höheren Bedarf an Kupfer in ihrem Futter. Das im Handel erhältliche Mineralfutter für Schafe ist immer ohne Kupfer!!!
Wer mit der Wensleydale-Haltung beginnen möchte, muss sich daher nach Alternativen umschauen (z.B. Rinder- oder Pferdemineral). Doch sollte auf eine ausgewogene Dosierung geachtet werden. Leckschalen sollten nicht ununterbrochen für die Tiere zugänglich sein, da es auch wie bei anderen Schafrassen zu Vergiftungen mit Kupfer kommen könnte. Die Betonung liegt auf könnte. Es gibt auch Schafhalter, die mit kupferhaltigem Minaralfutter bei ihren Schafen anderer Rassen keine Probleme haben.
In England gibt es spezielle Präparate, die direkt in den Pansen eingegeben werden und sich innerhalb von 7 Monaten komplett auflösen und das Tier während dieser Zeit ausreichend mit Mineralien, so auch Kupfer, versorgen.